Matthias Gerschwitz ist über die 50 “hinaus” (wie er selbst sagt), macht einen sehr fitten und erfrischenden Eindruck, er ist witzig, aufgeschlossen und steckt Einen förmlich an mit seiner positiven Aura. Er hat viel zu erzählen und das tut er in bestechend spannender Art und Weise, als hätte er nie etwas anderes getan.
Er ist Autor, denn er hat ein Buch geschrieben – klar, so etwas machen Schriftsteller ja auch in der Regel. Sein Buch ist, wie er selbst schreibt, eine Mischung aus Autobiographie, Tagebuch und einer Art Anleitung bzw. Reflexion darüber, wie man mit dem HI-Virus lebt, denn Matthias Gerschwitz ist nun seit mehr als 15 Jahren “HIV positiv”.

Sein Werk “Endlich mal was Positives” wirkt, es fesselt, balanciert zwischen “Galgenhumor” und nackten Fakten, bietet Einblicke in das Seelenleben eines Menschen, der sich mit der Diagnose einer unheilbaren Krankheit in bemerkenswerter Art und Weise auseinandersetzt, seinen Lebensmut nicht verliert, sondern vor Energie strotzt und gleichzeitig mit tiefverwurzelten Klischees aufräumen will. Er will viel, vor allem will Matthias Gerschwitz HIV und AIDS nicht verharmlosen, er will auch nichts schön reden – im Gegenteil: er will den “Negativen” und den “Positiven” gleichermaßen die Angst vor der Begegnung mit dem Virus bzw. der Krankheit nehmen! Und das gelingt ihm auf beeindruckende Weise.
Er ist Botschafter des Welt-AIDS-Tages und er nimmt seine Aufgabe sehr ernst, stellt sich jeder Herausforderung, tingelt quer durch die Republik um aus seinem Buch zu lesen und bleibt dabei immer “ganz er selbst”. Er weiß eben worüber er redet und besticht einfach durch seine Authentizität.
Von der Lesung, der ich im Prenzlauer Berg beiwohnen durfte, bin ich noch immer begeistert. Was hier nun folgte ist, ja ich bin mir dessen bewusst, eine reine Lobdudellei auf einen Autor und sein Buch, welches ich großartig finde und was für meinen Geschmack, Achtung es folgt etwas Negatives, ruhig noch 150 Seiten mehr hätte fassen können. Aber trotzdem lobe ich es hier und jetzt in den Himmel, bei vollem Bewusstsein quasi! :)
Es liest sich fließend, es packt Einen und zielgruppentechnisch ist es in diesem Fall wirklich für Jedermann/-frau etwas, ein Buch was bestens in’s Bücherregal passt und doch bitte gelesen gehört.

Was mich im Nachhinein wohl am meisten beschäftigt ist die Tatsache, dass aus präventiver Sicht, dieses Buch einen Anspruch erfüllt, den ich als notwendig für den gesamten “Sektor” von Präventionskonzepten rund um das Thema HIV/AIDS erachte. Solch ein Feld anzugehen und Erfahrungen, Tatsachen und Gefühle niederzuschreiben, ist in meinen Augen eine sehr künstlerische Herangehensweise, die es vollbringt Tabuketten rund um die Auseinandersetzung mit HIV/AIDS zu sprengen, oder wenigstens stark zu lockern. Eine kreative Beschäftigung erleichtert den Zugang und weckt Interesse, nimmt gewissermaßen das Unnahbare. In unserer Gesellschaft wird der “Bedrohung” die von HIV/AIDS nach wie vor ausgeht, nicht die Bedeutung gegeben, die sie eigentlich nötig hätte, in Betrachtung steigender Neuinfektionsraten und Kürzungen von Mitteln die zur Präventionsarbeit eingesetzt werden müssen. Das Thema ist unangenehm, nicht aktuell genug und betrifft ja in den Augen der meisten MitbürgerInnen eh nur eine Randgruppe der Gesellschaft. FALSCH – es betrifft uns Alle. Aufklärung und die Beschäftigung mit HIV/AIDS, muss einfach kontinuierlich gesichert sein und sollte nicht nur zum 01. Dezember kurz ins Gedächtnis zurückgerufen werden, um danach gleich wieder in der “Versenkung” zu verschwinden. Die Arbeit mit und rund um den Virus und die Krankheit, hat ein Update verdient – “Präventionsarbeit 2.0″ sozusagen. Wie das aussehen könnte, steht auf einem anderen Blatt und wird mich persönlich in den nächsten Monaten noch genug beschäftigen. Aber ich freue mich darauf, gerade auch weil mir dieses Buch gezeigt hat, welcher Einfluss von Kunst, Kultur und Kreativität ausgeht und was dieser vor allem bedeuten kann.

Die Jugendlichen, egal welcher sexuellen Orientierung, sind dabei eine Schlüsselzielgruppe und bedürfen besonderer Aufmerksamkeit – einer Aufmerksamkeit, der sich auch Matthias Gerschwitz im besonderen Maße stellt und widmet. Davor ziehe ich den Hut und sage:

“BITTE MEHR DAVON!”

Website Matthias Gerschwitz:

www.endlich-mal-was-positives.de

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